22.01.2021

Zwei Jahre nach dem tödlichen Dammbruch von Brumadinho – Welche Verantwortung tragen Zertifizierer wie der TÜV?


22.01.2021, 14:00 Uhr

272 Menschen wurden getötet, das Trinkwasser Tausender verseucht, Wohnraum und die Umwelt zerstört, als am 25. Januar 2019 ein Damm in einer Eisenerzmine nahe der brasilianischen Kleinstadt Brumadinho brach. Nur vier Monate zuvor hatte das brasilianische Tochterunternehmen des deutschen Zertifizierers TÜV SÜD den Damm für stabil erklärt – obwohl gravierende Sicherheitsprobleme bereits seit Monaten bekannt waren. Darum erstatteten fünf Angehörige von Getöteten im Oktober 2019 gemeinsam mit MISEREOR und dem ECCHR Anzeige gegen TÜV SÜD. In Brasilien ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die brasilianische Tochter von TÜV SÜD, Bureau de Projetos e Consultoria Ltda, und das Eisenerz-Unternehmen Vale S.A.

Immer wieder stehen wirtschaftliche Interessen vor dem Schutz von Mensch und Umwelt, nur wenige Unternehmen erfüllen freiwillig ihre menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten. Die Bundesregierung hat darum ein Lieferkettengesetz angekündigt – das jedoch seit Monaten von Wirtschaftsverbänden blockiert wird. Ein Lieferkettengesetz müsste auch Zertifizierungsunternehmen wie TÜV SÜD einschließen. Sicherheitserklärungen, die – wie im Fall Brumadinho – trotz offensichtlicher Mängel ausgestellt werden, sind keine Einzelfälle. Zertifizierer wie TÜV SÜD sind immer wieder mitverantwortlich für Menschenrechtsverletzungen und sollten dementsprechend auch dafür haften.

Was hat sich seit dem tödlichen Unglück in Brumadinho getan und welche neuen Erkenntnisse liefern die Ermittlungen in Brasilien und Deutschland? Welche Rolle spielen Zertifizierer wie TÜV SÜD für Menschenrechtsverletzungen beim Abbau von Rohstoffen und wie kann ein deutsches Lieferkettengesetz helfen, Unternehmen und Zertifizierer in solchen Fällen zur Verantwortung zu ziehen? Darüber diskutieren wir mit: 

  • Marcela Nayara Rodrigues, Aktivistin und Betroffene des Dammbruchs von Brumadinho
  • Andressa Lanchotti, Staatsanwältin des Staatsministeriums von Minas Gerais, Brasilien
  • Claudia Müller-Hoff, Senior Legal Advisor, ECCHR
  • Armin Paasch, Referent Wirtschaft und Menschenrechte, MISEREOR 
  • Marina Oliveira, Projekt-Koordinatorin, Bischöfliche Region Nossa Senhora do Rosário /Archdiözese von Belo Horizonte

Moderatorin: Susanne Friess, Beraterin für Bergbau und Entwicklung in Lateinamerika bei MISEREOR 

Bitte melden Sie bis zum 21. Januar 2021 hier an. Sie erhalten den Einwahl-Link für Zoom per E-Mail.

Die Veranstaltung findet simultan auf Deutsch und Portugiesisch statt.

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