11.11.2010, Berlin

Usbekische Baumwolle aus Kinderhand in den deutschen Markt?

Berlin
11.11.2010, 00:00 Uhr

Die Berichte über systematische Folter in Usbekistan sind vielfältig, und auch fünf Jahre später sind die Ereignisse des Massakers von Andischan erschreckend. In Usbekistan werden jedoch auch jedes Jahr im Herbst tausende Kinder von den usbekischen Behörden zur Ernte auf den Baumwollfeldern gezwungen. Dort verrichten sie schwerste Arbeit unter verheerenden Bedingungen für keinen oder sehr geringen Lohn. Ihre Arbeit kommt dabei nicht den Familien sondern allein dem autoritären Regime von Präsident Karimow zugute.

Europäische und andere Baumwollhändler kaufen die Baumwolle aus Usbekistan von staatlichen Handelsunternehmen. Der usbekische Staat hat ein Monopol auf den Export von Baumwolle. Obwohl das Problem der zwangsweisen Kinderarbeit in Usbekistan allgemein bekannt ist, unterhalten viel europäische und auch deutsche Unternehmen langjährige Handelsbeziehungen zu den usbekischen Staatsbetrieben. Faktisch fördern sie damit das System der zwangsweisen Kinderarbeit. Große Bekleidungsfirmen wie C&A haben einen Boykott usbekischer Baumwolle ausgerufen. Die Baumwollhändler, die am nächsten mit dem Problem befasst sind, haben hingegen ihre Einkaufspraktiken nicht geändert.

In der geplanten Veranstaltung soll zum einen die allgemeine Menschenrechtslage in Usbekistan mit den Hintergründen der zwangsweisen Kinderarbeit in der Baumwollproduktion in Zusammenhang gebracht werden. Zum anderen ist eine Auseinandersetzung mit der Frage geplant, inwiefern europäische Textilkonzerne und Baumwollhändler, die in Kenntnis dieser katastrophalen Zustände Baumwolle aus Usbekistan beziehen, rechtlich zur Verantwortung gezogen werden können.

Es sind die folgenden Redebeiträge mit anschließender Diskussion geplant:

Die Menschenrechtssituation in Usbekistan - Aktueller Überblick
Dr. Andrea Berg (Human Rights Watch)

Zwangsweise Kinderarbeit in Usbekistan
Umida Niyazova (Uzbek-German Forum for Human Rights)

Die Baumwollkampagne auf europäischer Ebene
Joanna Ewart-James (Anti-Slavery International)

Die Rolle deutscher Unternehmen und mögliche Haftungsmechanismen
Dr. Miriam Saage-Maaß (European Center for Constitutional and Human Rights)

Wie effektiv sind die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen?
Dr. Katharina Spieß (amnesty international)

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