03.12.2023, Berlin

Inherited Testimonies: Der deutsche Kolonialgenozid in Namibia - Performances

Berlin
03.12.2023, 14:00 Uhr
Haus der Kulturen der Welt

Mit dem Überfall auf die Witbooi-Nama-Siedlung ||Nâ‡gâs (auch Hornkranz genannt) in Deutsch-Südwestafrika (heutiges Namibia) begann im Jahr 1893 eine genozidale Kampagne der deutschen Schutztruppen gegen die Herero und Nama, die zwischen 1904 und 1908 ihren Höhepunkt erreichte. Unter Leitung der Nama Traditional Leaders Association (NTLA) und der Ovaherero Traditional Authority (OTA) will dieses Projekt die Spuren des Völkermords freilegen, die in der namibischen Landschaft begraben liegen, in den Herzen der betroffenen Gemeinschaften, deren Umwelt, Klima, umliegende Vegetation und mündliche Überlieferungen transformiert worden, jedoch stets gegenwärtig sind.

Inherited Testimonies ist eine von Forensic Architecture/Forensis konzipierte Live-Performance kulturell überlieferter, kollektiver Zeugnisse, die von traditionellen Anführer*innen und mündlichen Historiker*innen in einer immersiven Bild- und Tonumgebung aus aufeinanderfolgenden Architektur- und Umweltszenen vorgetragen werden.

Die Worte der Zeitzeug*innen werden innerhalb des Raumes und in Relation zu ihm vorgetragen und durch ihre Beziehung zum Körper und zur Leinwand aktiviert. Die Zeug*innenaussagen sind ein Akt der kollektiven Konstruktion einer Umgebung, eine Form des „Weltenbaus“ und der Navigation darin.

Die Bedeutung der Landschaft wird nach und nach enthüllt, indem sie sich mit Strukturen, Objekten, einheimischen Pflanzen und Archivbildern bevölkert. Im Gegensatz zur westlichen Rechtsordnung, in der Zeug*innenaussagen ein institutionell geregelter und umschriebener Akt sind, bietet die Veranstaltung eine Form der immersiven, situierten, mündlichen, generationenübergreifenden Zeug*innenaussage und bewohnt einen Raum des Traumas, der diffus, kontinuierlich, kollektiv und kumulativ ist.

Diese Interaktion ist ein Versuch, verschwundene Orte des Grauens wie das Vernichtungslager auf Shark Island und das Massaker von Hornkranz zu rekonstruieren und eine verlorene Welt wiederzubeleben, die von kolonialer Gewalt und dem Raub Indigenen Landes geprägt wurde.

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