Tagungswerk
Lindenstraße 85, 10969 Berlin
Der Dammbruch einer Eisenerzmine im brasilianischen Brumadinho im Januar 2019 tötete mehr als 270 Menschen. Der giftige Minenschlamm verseuchte große Teile des Flusses Paraopeba und damit das Trinkwasser tausender Menschen. Nur vier Monate zuvor hatte das deutsche Zertifizierungsunternehmen TÜV SÜD den Damm für stabil erklärt.
Wer ist verantwortlich für die Toten und dafür, dass viele Menschen ihre Lebensgrundlage verloren? Der Minenbetreiber Vale hatte offenbar keine ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen ergriffen; auch die brasilianische Regierung könnte mit laxen Standards und Kontrollen ihre Schutzpflicht verletzt haben. Und auch deutsche Unternehmen spielten eine Rolle: Der ThyssenKrupp-Konzern kaufte allein zwischen 2016 bis 2018 mehr als 40 Millionen Tonnen Eisenerz vom Konzern Vale – prüfte aber offenbar nicht ausreichend die Menschenrechts- und Sicherheitsstandards seines Zulieferers in Brasilien. Besonders kritisch: Eine brasilianische Tochterfirma des deutschen Zertifizierers TÜV SÜD bestätigte noch im September 2018 die Sicherheit des Damms – obwohl die Sicherheitsrisiken laut der Staatsanwaltschaft in Brasilien bekannt waren. Gegen Vale ermittelt die Staatsanwaltschaft in Brasilien. Wie kann man die beteiligten Unternehmen auch in Deutschland rechtlich zur Verantwortung ziehen?
Der Fall zeigt: Deutsche Unternehmen müssen gesetzlich zur menschenrechtlichen Sorgfalt in ihren Geschäften im Ausland verpflichtet werden. Das fordert die Initiative Lieferkettengesetz aus 64 zivilgesellschaftlichen Organisationen, darunter auch das ECCHR und MISEREOR. Außerdem braucht es ein verbindliches UN-Abkommen für Wirtschaft und Menschenrechte, das Staaten zur gesetzlichen Verankerung menschenrechtlicher Sorgfalt von Unternehmen verpflichtet.
Über die Folgen des Dammbruchs und die Verpflichtungen von Unternehmen diskutieren:
Marcela Nayara Rodrigues, ihr Vater wurde beim Dammbruch getötet
Carolina de Moura Campos, Journalistin und Aktivistin der Asociacao Jangada, Brumadinho
Claudia Müller-Hoff, Rechtsanwältin und Senior Legal Advisor, ECCHR
Armin Paasch, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte, MISEREOR
Moderation: Johannes Heeg, Sprecher der Initiative Lieferkettengesetz
Eine Veranstaltung von MISEREOR und ECCHR im Rahmen der Initiative Lieferkettengesetz.
Empfang mit Snack ab 18.30 Uhr und Ausklang im Anschluss an die Veranstaltung.
Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Portugiesisch mit Simultanverdolmetschung statt.
Bitte melden Sie sich bis zum 15. Oktober an.
11.10.2023, 16:15 Uhr
Humboldt-Universität Berlin
Juristische Fakultät E25, Unter den Linden 9
Anfang Oktober erscheint der von Markus Kaltenborn, Markus Krajewski, Giesela Rühl und Miriam Saage-Maaß herausgegebene Beck’sche Kurzkommentar zum Lieferkettensorgfalts-pflichtenrecht. Er stellt die…