22.06.2021

Launch: Interaktive Mapping-Plattform


22.06.2021, 12:30 Uhr

Wie europäische Waffenexporte den Krieg im Jemen anheizen

11:30 – 12:30 (London), 13:30 – 14:30 (Sana’a)

Online: Zoom – Die Veranstaltung ist auf Englisch  

Nach sechs Jahren verheerenden Krieges herrscht im Jemen die weltweit größte humanitäre Krise unserer Zeit. Tausende Zivilisten werden getötet und verletzt, Millionen leiden unter Hunger und Krankheiten. Seit März 2015 führen zwei der größten Kunden der europäischen Rüstungsindustrie - Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) - eine Militärkoalition an, die zahlreich wahllose und unverhältnismäßige Angriffe auf Zivilisten, zivile Infrastruktur und Kulturstätten verübt. Trotz der Vielzahl an öffentlicher Dokumentation von Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht, die von der Koalition im Jemen angeblich begangen wurden, exportieren Regierungen und die Rüstungsindustrie aus Europa weiterhin Waffen, Bauteile und Ersatzteile nach Saudi-Arabien und in die VAE und unterstützen zudem bei der Ausbildung.

Im Dezember 2019 forderten das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), Mwatana for Human Rights und ihre europäischen Partnerorganisationen den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) auf, die strafrechtliche Verantwortung von Unternehmens- und Regierungsbefugten aus Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien zu untersuchen. In einer dem IStGH vorgelegten 350-seitigen Mitteilung argumentieren die Organisationen, dass europäische Akteure durch Exportgenehmigungen und den Export von Waffen nach Saudi-Arabien und in die VAE möglicherweise bei Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht im Jemen sowie Kriegsverbrechen beigetragen haben.

Grafische und kartografische Techniken wurden anhand von Informationen angewandt, die aus umfangreichen Feldforschungen, Open-Source-Untersuchungen und rechtlichen Analysen gewonnen wurden. So wurde eine interaktive kartografische Plattform erstellt, die auf der Timemap-Software von Forensic Architecture basiert. Die Plattform offenbart Informationen, die sowohl internationale als auch inländische Strafverfolgungsbehörden bei der Untersuchung von unternehmerischen und staatlichen europäischen Akteuren, die Verbrechen im Jemen anheizen, unterstützen sollen. Darüber hinaus kann die Plattform auch als ein Werkzeug für die Zivilgesellschaft agieren, um die Rolle europäischen Waffenhandels im Jemen-Krieg besser zu verstehen. 

Die vom ECCHR und Forensic Architecture in Zusammenarbeit mit Yemeni Archive und Bellingcat entwickelte Plattform legt die Muster der wahllosen Angriffe der Koalition gegen Zivilisten und zivile Infrastruktur im Jemen offen. Sie veranschaulicht, in welchem Ausmaß Rüstungsexporteure und Regierungen in Europa weiterhin von Waffenexporten profitieren, obwohl sie einen erheblichen Beitrag zu der Militäroperation der von den Saudis geführten Koalition im Jemen leisten.

Die Plattform veranschaulicht die Auswirkungen der europäischen Waffenexporte vor Ort auf. Dies geschieht durch das Aufdecken der Beziehungen zwischen dokumentierten Luftangriffen, gefundenen Überresten europäischer Waffen und einer Zeitleiste von Waffenexporten aus europäischen Ländern an die Koalition. Die Plattform zeigt auch, dass diese Waffenexporte trotz überwältigender und regelmäßiger Beweise für Gräueltaten im Jemen im Zusammenhang mit europäischen Waffen fortgesetzt wurden.  

Am 22. Juni 2021 werden wir die Plattform vorstellen und die Bedeutung der visuellen Analyse, der Open-Source-Untersuchung und der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisationen im Rahmen der laufenden Untersuchungen diskutieren.  

Sprecher*innen:

Cannelle Lavite, Legal Advisor, Business and Human Rights, ECCHR  

Omar Ferwarti, Researcher, Forensic Architecture  

Nicolas Zembashi, Research Coordinator, Forensic Architecture

Nick Waters, Analyst, Bellingcat

Ali Jameel, Resaercher, Mwatana for Human Rights  

Salma Amer, Researcher, Yemeni Archive 

Marina Aksenova, CILRAP Research Fellow und Professorin für vergleichendes und internationales Strafrecht an der IE Universität, Madrid 

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