11.01.2024, Berlin

Eine Nebensache: Lesung mit anschließender Diskussion über Literatur und die Grenzen offizieller Geschichtsschreibung. Mit Adania Shibli und Maaza Mengiste, moderiert von Wolfgang Kaleck.

Berlin
11.01.2024, 19:00 Uhr
Spore Initiative
Hermannstraße 86, 12051 Berlin-Neukölln

Literatur kann uns durch dunkle Zeiten helfen – vorausgesetzt es gibt Freiräume für sie. Doch dass Menschen die Möglichkeit haben, zu lesen und zu schreiben ist keineswegs selbstverständlich. Im Gegenteil, wo Gewalt herrscht fällt ihr auch die Sprache zum Opfer. Wer sich wie zu Wort melden darf, und welche Stimmen zum Schweigen gebracht werden, sind Machfragen, mit denen sich besonders Schriftsteller:innen immer wieder auseinandersetzen müssen.

Derartige Sprachfragen beschäftigen die Schriftstellerin Adania Shibli seit ihrer Kindheit in Palästina und durchziehen in unterschiedlichen Facetten all ihre Werke. Ihr jüngstes Buch Eine Nebensache erschien 2017 in Arabisch und 2022 auf Deutsch. Seit der jüngsten extremen Eskalation der Gewalt in Israel/Palästina hat die öffentliche Debatte über diesen preisgekrönten Roman Züge einer politischen Anklage angenommen. Dadurch wurde das Buch aus der Sphäre der Literatur verbannt und es bekam nicht die Anerkennung, die im zustünde.

Der Roman bezieht sich auf die Vergewaltigung und Ermordung eines palästinensischen Mädchens durch israelische Soldaten im Sommer 1949, die in der offiziellen Geschichtsschreibung nur durch die Aussagen der Täter dokumentiert war. In Shiblis Roman setzt Literatur dort an, wo die von den Siegern geschriebene Geschichte schweigt. Mit historischen Themen, über die in Archiven nichts zu finden ist, befassen sich auch Maaza Mengistes Bücher – wenn auch mit anderen literarischen Mitteln. In ihrem 2020 erschienenen Roman Der Schattenkönig erzählt sie vom italienischen Kolonialkrieg gegen Äthopien, indem sie Themen und Motive aus der altgriechischen Ilias-Sage verwendet.

Wolfgang Kaleck ist Rechtsanwalt und Generalsekretär des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) das mit juristischen und politischen Mitteln weltweit gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung kämpft. Dabei arbeite die Organisation immer wieder auch mit Künstler:innen zusammen. Denn Menschenrechte können nur durchgesetzt werden, wo sich Menschen dagegen wehren, zum Schweigen verdammt zu sein.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit Spore Initiative. Die Lesung findet auf Deutsch und Englisch statt, die anschließende Diskussion wird in englischer Sprache geführt.

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