Geschlechtsbezogene Gewalt meint jene Gewalttaten, in denen das biologische sowie das soziale Geschlecht der Betroffenen oder der Täter*innen eine Rolle spielt. Dabei bezieht sich der Gewaltbegriff auch auf systemische Gewalt, d.h. heteronormative Geschlechterhierarchien, die in einer Gesellschaft vorherrschen. Als geschlechtsbezogene Gewalt ist jede Gewalttat zu verstehen, die sich gegen Einzelpersonen oder Gruppen von Einzelpersonen aufgrund ihres Geschlechts und/oder ihrer gesellschaftlich zugeschriebenen oder konstruierten Geschlechterrolle richtet.
Geschlechtsbezogene Gewalt ist nicht zwangsläufig sexualisierter Natur, sondern kann auch andere Verbrechen umfassen, z.B. sogenannte Ehrenmorde oder familiäre Gewalt. Auch Überschneidungen mit Rassismus, Klassismus, Fremdenfeindlichkeit oder Islamophobie spielen oft eine Rolle bei Mustern und Formen geschlechtsbezogener Gewalt.
Eine Gender-Analyse zu einem bestimmten Konflikt oder Tatort führt zu einem besseren Verständnis der sozialen Ungleichheiten, die der Gewalt zugrunde liegen. Ein solche Analyse beleuchtet, wer über welche Erfahrungen berichtet und ob bzw. welche Lücken es in den Ermittlungen zu Diskriminierungsmerkmalen wie Geschlecht, Religion oder Ethnie gibt.