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Einblick

Koloniale Raubkunst

Sie stehen in Vitrinen, verstauben in Archivkisten oder werden von Wissenschaftler*innen inspiziert: Kulturgegenstände, in der Kolonialzeit geraubt und nach Deutschland verschifft. Die deutschen Kolonisatoren brachten unzählige Statuen, Masken und Körperschmuck aus den Kolonien zu Ausstellungs- und Forschungszwecken in ihre Heimat. Und dort befinden sie noch immer, fernab ihrer Herkunftsländer. Und das, obwohl es die Kolonien nicht mehr gibt und die ehemals Kolonisierten ihre Kunst – Teil ihrer kulturellen Identität und ihres kulturellen Erbes – zurückverlangen.

Deutschland hat nicht nur die moralische, sondern auch die rechtliche Pflicht, die geraubten Objekte und Kunstschätze zu restituieren. Denn oftmals haben die Gegenstände über ihren künstlerischen Wert hinaus eine große spirituelle Bedeutung für die betroffenen Gemeinschaften. Die Rückgabe der Objekte hat deshalb eine grund- und menschenrechtliche Dimension, die weit über die einfache Klärung von Eigentumsrechten hinausgeht. Wir unterstützen unsere Partner*innen dabei, ihre individuellen und kollektiven Rechte auf die eigene kulturelle Identität gegenüber dem deutschen Staat durchzusetzen.

Das ECCHR arbeitet schon seit mehreren Jahren zur Aufarbeitung kolonialen Unrechts und der Verantwortung Deutschlands für seine Kolonialverbrechen. Zusammen mit unseren Anstrengungen zur Repatriierung von Human Remains/Ancestors stellt die wissenschaftliche und praktische Arbeit zu Raubkunst einen wichtigen Teil unseres Projekts zur dekolonialen Rechtskritik und Reparationen dar – eine dekoloniale Rechtspraxis.

Umfassende Reparationen als einzig richtige Antwort auf koloniales Unrecht kann es nur mit einer Restitutionspraxis geben, die über ein reines Lippenbekenntnis oder willkürliche Einzelfallentscheidungen hinausgeht. Wir wollen nicht nur einzelnen Betroffenen helfen, geraubte Gegenstände in einer ihrer Bedeutung würdigen Weise zurückzuführen. Wir möchten mit unserer Arbeit zu Raubkunst vor allem deutlich machen: Das Recht ist immer noch von kolonialen Denkmustern durchzogen. Diese gilt es zu brechen.

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