Israelischer Luftangriff in Gaza tötet deutsch-palästinensische Familie

Generalbundesanwaltschaft sollte im Fall der getöteten deutsch-palästinensichen Familie Abujadallah umgehend Ermittlungen wegen Völkerrechtsverbrechen einleiten

Gaza – Kriegsverbrechen – Abujadallah

Ende Oktober 2023 töteten israelische Streitkräfte sechs Mitglieder der deutsch-palästinensischen Familie Abujadallah bei einem Luftangriff. Das ECCHR fordert die Generalbundesanwaltschaft auf, Ermittlungen wegen Völkerrechtsverbrechen einzuleiten. Bereits im Fall der Familie Kilani, die 2014 bei einem israelischen Luftangriff in Gaza getötet wurde, hatte das ECCHR auf die Bedeutung unabhängiger Ermittlungen hingewiesen. Die deutsche Justiz muss ihrer völkerrechtlichen Verantwortung gerecht werden.

Fall

Am 25. Oktober 2023 kamen in Deir al-Balah im Gazastreifen sechs Mitglieder der Familie Abujadallah bei einem israelischen Luftangriff ums Leben: die Eltern Yousef und Ayah sowie ihre vier Kinder Salahuddin, Mohammad, Abdulrahman und Omer. Die Familie besaß die deutsche Staatsangehörigkeit. Es liegen keine Hinweise vor, dass das Wohnhaus ein militärisches Ziel war.

Zivilpersonen sollten in bewaffneten Konflikten besonders geschützt sein – so sieht es das Völkerrecht vor. Im Rahmen der fortdauernden Militäroperationen der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen wird diese Vorgabe täglich aufs Neue verletzt. Handelt es sich bei den Opfern um deutsche Staatsbürger*innen, ist es Aufgabe der Generalbundesanwaltschaft zu prüfen, ob ein Anfangsverdacht auf Verbrechen nach dem Völkerstrafgesetzbuch vorliegt. Bei Bestehen eines solchen Anfangsverdachts, muss die Behörde Ermittlungen einleiten. 

Die Generalbundesanwaltschaft sieht bislang keine Anhaltspunkte für Völkerrechtsverbrechen und verweist auf die Staatsanwaltschaft Dortmund, die als Behörde mit Sitz am Wohnort der Familie Abujadallah in Deutschland nun ein Todesermittlungsverfahren führen soll. Im Gegensatz zum Generalbundesanwalt ist die Staatsanwaltschaft Dortmund jedoch nicht für Ermittlungen nach Völkerstrafrecht zuständig. Das ECCHR hat daher ein Ermittlungsgesuch bei der Generalbundesanwaltschaft eingereicht, um strukturelle Ermittlungen zu möglichen Völkerrechtsverbrechen bei der hierfür zuständigen Ermittlungsbehörde anzustoßen.

Kontext

Der Fall der Familie Abujadallah erinnert an das Schicksal der ebenfalls deutsch-palästinensischen Familie Kilani, deren sieben Mitglieder im Juli 2014 bei einem israelischen Luftangriff in Gaza-Stadt getötet wurden. Trotz umfangreicher Beweismittel lehnte die Generalbundesanwaltschaft im August 2021 die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ab. Diese Entscheidung macht deutlich, wie Ermittlungsverweigerung [RW1] und Verzögerungen die juristische Aufarbeitung schwerster Völkerrechtsverbrechen effektiv blockieren. 

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Definition

Generalbundesanwaltschaft

Die Generalbundesanwaltschaft ist Deutschlands oberste Strafverfolgungsbehörde.

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Einblick

Kriegsverbrechen

Gezielte Angriffe auf Zivilpersonen; Folter von Gefangenen; sexuelle Sklaverei – wenn diese und weitere Verbrechen in bewaffneten Konflikten begangen werden, handelt es sich laut dem Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshof um Kriegsverbrechen. Auch wenn die internationale Strafjustiz Möglichkeiten bietet, Kriegsverbrechen zu verfolgen, werden die Verantwortlichen dafür allzu oft nicht belangt.

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