Broschüre

MANIPULAÇÕES - Rafael Pagatini

Leporello zur Ausstellung

Wolfgang Kaleck
Broschüre
2016

Vom Bannertragen und anderen Verbrechen
Die globale Linke – wen man auch immer dazu zählen mag – und die Menschenrechtsbewegung vergessen zu schnell. Situationen werden oft isoliert betrachtet, zu viele Kämpfe isoliert geführt. Was es bräuchte, ist ein historisches Bewusstsein – ein Erinnern an die Zusammenhänge von Herrschaft und Unterdrückung auf der einen und an Widerstand und Aufbegehren auf der anderen Seite. Als juristische Menschenrechtsorganisation, uns oft an emblematischen Einzelfällen abarbeitend, spüren wir beim ECCHR dieses Dilemma Tag für Tag. Umso wichtiger sind deswegen für uns Begegnungen mit Künstler * innen wie Rafael Pagatini. Er vermag es, in seinen Werken die Kolonialgeschichte Brasiliens, die Militärdiktatur der 1960 er und 70er Jahre und die aktuelle Situation zu verbinden, oder besser gesagt eine Verbindung, die die repressive Militärdiktatur selbst wählte, zu visualisieren: Die OPERAÇÃO BANDEIRANTES war eine Einsatzgruppe der Militärdiktatur, die gezielt Gewerkschafter * innen und andere Oppositionelle inhaftierte, folterte und ermordete. Sie benutzte bewusst den Namen der militärischen Trupps, die ab dem 17. Jahrhundert die Indigenen niedermetzelten und versklavten und ihr Land nahmen. Unterstützt wurde die Diktatur von nationalen und transnationalen Unternehmen, die mehr Profit durch die Ausschaltung der Arbeiterbewegung anstrebten – und genau an diese Tradition will heute der aktuelle Präsident Jair Bolsonaro anknüpfen. Rafael Pagatini verdeutlicht diese Zusammenhänge durch seine Kunstwerke. Unsere Aufgabe ist es, diese Verbindungen nicht nur bekannter zu machen, sondern einzuschreiten, wenn auch heute wieder europäische Wirtschaftsunternehmen mit autoritären Regierungen – nicht nur in Brasilien – zusammenarbeiten.

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