Acht Jahre nach dem Desaster: Noch immer keine Gerechtigkeit wegen Fabrikbrand in Pakistan

11.09.2020

Seit 2012 kämpfen die Überlebenden und Hinterbliebenen der mehr als 250 Toten des Fabrikbrands beim KiK-Zulieferer Ali Enterprises in Pakistan um Anerkennung und Gerechtigkeit. Unsere Gedanken sind heute bei den Betroffenen, deren Forderungen wir unterstützen. In Deutschland wurde eine Zivilklage gegen KiK wegen Verjährung zwar abgewiesen, doch in Pakistan läuft noch ein Strafverfahren gegen die Fabrikbesitzer und in Italien ist eine OECD-Beschwerde gegen die Zertifizierungsfirma RINA anhängig.

Bei dem Feuer am 11. September 2012 in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi (Pakistan), hatten viele Arbeiter*innen keine Chance zu entkommen. Eine Computersimulation von Forensic Architecture belegt, dass der Brandschutz in der Fabrik unzureichend war. Eine korrekte Umsetzung der pakistanischen und internationalen Sicherheitsvorschriften hätte viele Leben retten können. Doch weder die Fabrikbesitzer noch KiK als Hauptkunde hatten einen Anreiz den Brandschutz zu erhöhen bzw. Verbesserungen einzufordern. Der Grund: Der italienische Zertifizierer RINA hatte der Fabrik das internationale Gütesiegel SA 8000 ausgestellt, das Siegel soll u.a. hohe Sicherheitsstandards garantieren.

Vor zwei Jahren reichten Überlebende und Hinterbliebene gemeinsam mit pakistanischen und europäischen NGOs beim Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung in Italien eine OECD-Beschwerde gegen RINA ein. Die Beschwerdeführenden fordern von RINA den Prüfbericht zu veröffentlichen sowie eine Entschuldigung und Entschädigung für die betroffenen Familien. „Am 11. September 2012 wurde für meinen Sohn die brennende Fabrik zur Todesfalle. Diesen Verlust kann niemand wiedergutmachen. Doch die Verantwortlichen – die Fabrikbesitzer, KiK als Hauptkunde und der italienische Zertifizierer RINA – sollten wenigstens für ihre Mitverantwortung haften“, sagte Saeeda Khatoon, Vorsitzende der Ali Enterprises Factory Fire Affectees Association.

Menschenrechte und Umweltschutz dürfen in den globalen Produktions- und Lieferketten nicht auf der Strecke bleiben. Dafür braucht es gesetzliche Regelungen wie sie zum Beispiel EU-Kommissar Didier Reynders zuletzt vorschlug. In Deutschland setzt sich die Initiative Lieferkettengesetz dafür ein, dass hierzulande tätige Unternehmen dazu verpflichtet werden, Menschenrechte und Umweltstandards einzuhalten – und zwar entlang ihrer gesamten weltweiten Wertschöpfungsketten, von der Rohstoffgewinnung bis zum Export.

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Dem Unrecht das Recht entgegensetzen – das ist das erklärte Ziel und die tägliche Arbeit des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR).

Das ECCHR ist eine gemeinnützige und unabhängige Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Berlin. Sie wurde 2007 von Wolfgang Kaleck und weiteren internationalen Jurist*innen gegründet, um die Rechte, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie anderen Menschenrechtsdeklarationen und nationalen Verfassungen garantiert werden, mit juristischen Mitteln durchzusetzen.

Gemeinsam mit Betroffenen und Partner*innen weltweit nutzen wir juristische Mittel, damit die Verantwortlichen für Folter, Kriegsverbrechen, sexualisierte Gewalt, wirtschaftliche Ausbeutung und abgeschottete Grenzen nicht ungestraft davonkommen.

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