Interventionen im öffentlichen Raum

Institut – Kooperation Museen/Theater – Kunst & Menschenrechte

Wie erreicht man gesellschaftlichen Wandel? Das ECCHR versucht, auf diese Frage seit seiner Gründung immer neue Antworten zu finden. Meist gehen wir den Weg des Rechts – und versuchen über gezielt ausgewählte Fälle auf vergangenes und bestehendes Unrecht aufmerksam zu machen. Doch kann das nicht ausreichen. Deshalb kooperiert das ECCHR immer wieder mit Kulturinstitutionen wie Museen und Theatern.

Diese Interventionen im öffentlichen Raum sollen dazu dienen, die Arbeit für die Menschenrechte näher zu den Menschen zu bringen. Dabei stehen keine juristischen Fragen im Vordergrund, sondern die Notwendigkeit, schwere Verbrechen und die dahinterliegenden Machtstrukturen sichtbar zu machen.

Projekt

Wir wollen nachhaltig auf gesellschaftliche Debatten einwirken, auch um den Diskurs um das Recht zu verändern, das Ungleichheit reproduziert anstatt sie zu verhindern. Zudem geht es darum, Menschen für unseren Ansatz zu gewinnen, um konkrete soziale und politische Anliegen umzusetzen. Deshalb glauben wir an die Kraft von Kunst und Kultur, die die Diskrepanzen zwischen Recht und Gerechtigkeit sichtbar machen können.

Wie wir im Einzelfall mit Kunst- und Kulturinstitutionen zusammenarbeiten, kommt auf die Problemstellung an: Auf Ausstellungen erreicht man andere Menschen als bei Theatervorführungen. Welche Projekte wir in dem Zusammenhang realisierten und unterstützten, beschreiben wir im Folgenden.

Kontext

Die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden begreifen wir als Chance, Menschen zu erreichen, ihren Blick für Menschenrechtsverletzungen zu schärfen und ihren Standpunkt zu verändern. Wir glauben, dass Kunst Betroffenen von Unrecht eine Plattform bieten kann, um gehört zu werden, und (auch vergessene) Konflikte kollektiv aufzuarbeiten.

Media

Leider ist dieses Medium aufgrund Ihrer Cookie-Einstellungen nicht verfügbar. Besuchen Sie bitte unsere Datenschutzseite, um Ihre Einstellungen anzupassen.

Grundlagen

In folgenden Projekten kooperierte das ECCHR mit Kunst- und Kulturinstitutionen:

Das Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin begleitete das neu gegründete Investigative Commons 2021-22 mit Ausstellungen und Konferenzen. Unsere interdisziplinäre Kooperation mit dem HKW und Forensic Architecture zielte darauf ab, staatliche und unternehmerische Gewalt aufzudecken. Dabei trifft im Investigative Commons das situierte Wissen von Gruppen an der Front politischer Kämpfe auf Methoden von Investigativreporter*innen, Whistleblower*innen, Aktivist*innen, Rechtsanwält*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Architekt*innen und Kulturschaffenden. Sie alle arbeiten an Fällen von gesellschaftlicher Dringlichkeit: Grenzsysteme, Cyberüberwachung, Umweltzerstörung und Kontinuitäten kolonialer Gewalt.

In ihrer Ausstellung Traces of Violence, von November bis Dezember 2021 in der ARTCO Galerie, thematisieren Hildgard Titus (namibische Künstlerin) und Marcelo Brodsky (argentinischer Künstler) den deutschen Völkermord in Namibia. Begleitet wurde die Ausstellung von einer Podiumsdiskussion, auf der auch ECCHR-Generalsekretär Wolfgang Kaleck sprach. Neben Vertretern der Herero und Nama beteiligen sich Wissenschaftler*innen, Kunsthistoriker*innen und Jurist*innen an der Debatte. Im Zuge der Ausstellung und Diskussionen entstand ein gleichnamiger Katalog.

Up in Arms war ein Ausstellungs- und Rechercheprojekt im Kunstraum Bethanien in Kreuzberg, das sich mit den Strukturen der lokalen und internationalen Rüstungsindustrie in Berlin beschäftigte. Neben der Ausstellung, die künstlerische Perspektiven auf und kritische Auseinandersetzungen mit der Rüstungsindustrie zeigten, sollten Kunstwerke im öffentlichen Raum auf die Akteure der Rüstungsindustrie in Berlin aufmerksam machen. Die interaktive Karte, die dabei entstand, ist weiterhin verfügbar. In Zusammenarbeit mit Aktivist*innen und NGOs – darunter das ECCHR – wollte das Projekt 2019 eine Plattform für eine kritische und dringend erforderliche Diskussion über die politische und gesellschaftliche Machtposition der Rüstungsindustrie schaffen.

Milo Rau ist ein Schweizer Regisseur und Theaterautor. Für mehrere seiner Projekte arbeitete er bereits mit ECCHR-Generalsekretär Wolfgang Kaleck und Legal Director Miriam Saage-Maaß zusammen.

In der General Assembly, die 60 Abgeordnete aus der ganzen Welt in Berlin versammelte, füllte Rau 2017 die Leerstelle eines tatsächlichen Weltparlaments. Auf fünf Plenarsitzungen fragten die Abgeordneten der General Assembly, wo die Weltgemeinschaft steht und was noch zu tun ist – für sozialen, ökologischen, technologischen und politischen Wandel.

Im Mai 2020 gründete Milo Rau eine global vernetzte School of Resistance als Livestream-Debattenreihe für die Suche nach Strategien des Widerstands. Die Frage dazu: Wie können die Auseinandersetzungen um globale Gerechtigkeit mit ästhetischen Mitteln, aber auch wissenschaftlich und juristisch bearbeitet werden?

Mit seinen Kongo Tribunalen gelang es Rau seit 2015, erstmals in der Geschichte des Krieges in der DR Kongo, einen Anfang der Aufarbeitung der Verbrechen zu beginnen – auf künstlerischer Ebene.

Dokumente (1)

Partner

Karte