Steigender Meeresspiegel: Eine Insel kämpft gegen ihren Untergang

Indonesien – Klimawandel – Pari

Der höchste Punkt der indonesischen Insel Pari liegt 1,5 Meter über dem Meeresspiegel – noch. Der Klimawandel lässt das Wasser seit Jahren stetig steigen, spätestens 2050 könnte der Großteil der Insel überflutet sein. Und damit die Existenzgrundlage ihrer Bewohner*innen, die schon jetzt mit Hochwassern zu kämpfen haben, die immer häufiger und immer heftiger auftreten. Doch die Menschen auf Pari wollen den Untergang ihrer Heimat nicht einfach so hinnehmen: Sie klagen in der Schweiz gegen einen der größten Verursacher von klimaschädlichen Treibhausgasen, den Zementkonzern Holcim.

Arif Pujianto, Asmania, Bobby und Edi Mulyono wandten sich im Juli 2022 mit einem Schlichtungsgesuch an die Schweizer Justiz, unterstützt vom ECCHR, der Schweizer Organisation HEKS/EPER und der indonesischen Umweltorganisation WALHI. Im Januar 2023 reichten sie eine Zivilklage gegen Holcim ein. Sie fordern: Holcim soll seinen CO2-Ausstoß so schnell wie möglich senken, Entschädigung für bereits entstandene Schäden leisten und dringend notwendige Hochwasserschutzmaßnahmen finanzieren. Am 3. September 2025 fand vor dem Kantonsgericht Zug eine Hauptverhandlung statt. Das Gericht verhandelte darüber, ob es die Klage zulässt. Eine Entscheidung steht noch aus.

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Fall

Zum Zeitpunkt der Einreichung der Klage galt Holcim als der weltweit größte Hersteller von Baustoffen. Das Unternehmen ist auch heute noch einer der international führenden Hersteller von Zement. Durch seine Geschäftstätigkeit trägt das Unternehmen maßgeblich zum Klimawandel bei. Eine Studie im Auftrag von HEKS/EPER ergab, dass Holcim von 1950 bis 2021 über sieben Milliarden Tonnen Zement produziert und dabei fast die gleiche Menge an CO-Emissionen verursacht hat. Dies entspricht 0,42 Prozent aller historisch globalen Industrie-CO2-Emissionen.

Holcim ist seit mindestens 30 Jahren der hohe CO2-Ausstoß der Zementproduktion und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Klima bekannt. Trotzdem hat das Unternehmen seine Emissionen in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt und die Menschen auf Pari spüren die schädlichen Folgen. Aus diesem Grund haben sich die vier Kläger*innen an die Friedensrichter*innen in Zug (Schweiz) gewandt, wo der Hauptsitz von Holcim liegt, und im Juli 2022 ein Schlichtungsgesuch eingereicht. Nachdem die Schlichtungsverhandlung ergebnislos verlief, haben die vier Bewohner*innen im Januar 2023 eine Zivilklage gegen Holcim erhoben. Am 3. September 2025 verhandelte das Zuger Kantonsgericht über die Zulässigkeit der Klage gegen Holcim. Nachdem Ende Oktober 2023 bereits die unentgeltliche Rechtspflege bewilligt worden war, steht nun die gerichtliche Entscheidung über den Rechtsschutz für die Kläger:innen aus.

Kontext

Die Bewohner*innen von Pari haben praktisch nichts zum Klimawandel beigetragen, im Gegenteil, sie arbeiten traditionell als Fischer*innen, betreiben ökologischen Tourismus und arbeiten aktiv für den Schutz von Korallen und Mangroven. Doch sie sind diejenigen, die sich an die Klimafolgen anpassen müssen. Überschwemmungen hat es auf Pari zwar immer gegeben, doch in den letzten Jahren haben sie merklich zugenommen. Die Folgen: versalzte Brunnen, abgestorbene Bäume, überflutete Strände und Häuser – und als Konsequenz kommen weniger Tourist*innen, eine wichtige Einnahmequelle für die Insel.

Klimabedingte Schäden und Verluste durch Hochwasser, Hitzewellen oder Dürren sind bereits heute auf vielen Teilen der Erde Realität. Doch die größten Verursacher – die industrialisierten Staaten und transnationale Konzerne – verschieben politische Lösungen Jahr für Jahr, während die Entwicklungen insbesondere für Menschen im Globalen Süden existenzbedrohend sind. Dafür können sie aber zur Verantwortung gezogen werden: Im Mai 2025 entschied das Oberlandesgericht Hamm beispielsweise, dass “Carbon Majors” - wie Holcim - grundsätzlich für die Kosten des Klimawandels haftbar gemacht werden können. Und der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag hat im Juli 2025 in einem Gutachten, das auf eine Initiative des Inselstaates Vanuatu zurückging, den Schutz des Klimas als völkerrechtliche Pflicht bestätigt - und auf rechtliche Konsequenzen hingewiesen, falls dagegen verstoßen wird.

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Carbon Majors

Carbon Majors bezieht sich auf eine Gruppe von etwa 100 private und staatliche Unternehmen, die seit der industriellen Revolution für einen sehr großen Teil der weltweiten industriellen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.

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