Italien: Welche Verantwortung tragen Rüstungsfirmen und Behörden bei Saudi-Arabiens Bombenangriffen im Jemen?

Strafanzeige gegen RWM Italia S.p.A. – eine Tochterfirma der Rheinmetall AG – und gegen die italienische Behörde für Waffenexporte

16.04.2018

Berlin/Rom/Sanaa, 18. April 2018 – In der Nacht vom 8. Oktober 2016 schlug eine Bombe – offenbar des von Saudi-Arabien angeführten Militärbündnisses – im Dorf Deir Al-Ḩajārī im Regierungsbezirk Al Ḩudaydah im Jemen ein. Bei dem Angriff starb eine sechsköpfige Familie, darunter die schwangere Mutter und vier Kinder. Am Tatort fanden sich Waffenteile, die darauf schließen lassen, dass bei dem Luftangriff eine Lenkbombe der Typenreihe MK80, ausgerüstet u.a. mit einer Komponente der Firma RWM Italia S.p.A. – einer Tochterfirma des deutschen Rüstungsunternehmens Rheinmetall AG – eingesetzt wurde.

Um die strafrechtliche Verantwortung der Geschäftsführer von RWM Italia und der Beamten der italienischen Behörde für Waffenexporte (UAMA) für die Folgen der Waffenexporte an Saudi-Arabien zu klären, haben das European Center for Constitutional and Human Rights, Mwatana Organization for Human Rights (Mwatana) aus dem Jemen sowie Osservatorio Permanente sulle Armi Leggere e le Politiche di Sicurezza e Difesa (O.P.A.L.) und Rete Italiana per Il Disarmo aus Italien bei der Staatsanwaltschaft in Rom eine Strafanzeige eingereicht.

“Waffenlieferungen aus Europa tragen zum Töten im Jemen bei. Und während transnationale Unternehmen wie Rheinmetall und seine italienische Tochterfirma RWM Italia von dem Konflikt profitieren können, liefern die Exportländer humanitäre Hilfe für genau die Menschen, die von den Waffenexporten betroffen sind. Diese unfassbare Heuchelei wird dadurch möglich, dass die europäischen Vorgaben zu Waffenexporten und Menschenrechten einfach nicht umgesetzt werden“, sagt Miriam Saage-Maaß vom ECCHR. “Die Verantwortung für die Folgen solcher Waffenlieferungen und ihrer Genehmigung muss endlich strafrechtlich geklärt werden.“

Im Jemen-Krieg sind alle Konfliktparteien für verschiedene Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Hauptursache für die Opfer unter der Zivilbevölkerung aber sind die zehntausenden Luftangriffe des Bündnisses um Saudi-Arabien. Die absichtliche und gezielte Bombardierung von Zivilisten sind Kriegsverbrechen. Radhya Al-Mutawakel, Direktorin von Mwatana, betont: “Bei den Angriffen der saudi-arabischen Koalition im Jemen sind seit 2015 tausende Zivilisten getötet oder verletzt worden. Die Bomben treffen Schulen, Krankenhäuser, Fabriken, Brücken und Wohnhäuser. Es ist erschütternd, dass Italien zu den Ländern gehört, die mit Waffenlieferungen and die Mitglieder des Bündnisses um Saudi-Arabien den Krieg anheizen.“ Francesco Vignarca von Rete Disarmo ergänzt: “Trotz Berichten über Kriegsverbrechen im Jemen liefert Italien weiter Waffen an das von Saudi-Arabien geführte Militärbündnis. Damit verstoßen Behörden und Rüstungsfirmen gegen das Gesetz 185/1990, das Waffenexporte ‘in Länder, die an bewaffneten Konflikten beteiligt sind’, ausdrücklich verbietet, gegen den Gemeinsamen Standpunkt der EU zu Waffenexporten und gegen das internationale Waffenhandelsabkommen.“
 

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