Erst bedroht, dann erhängt.

Syrische Frauenrechtlerin wurde im Kontrollgebiet protürkischer Milizen tot aufgefunden.

04.03.2024

In Syrien verlieren all jene, die sich für die Demokratie und besonders für die Rechte der Frauen einsetzen, weiterhin ihr Leben. Am Morgen des 27. Februar wurde die syrische Menschenrechtsaktivistin Heba Haj Aref in der Stadt Bza'a im östlichen ländlichen Gouvernement Aleppo tot aufgefunden. Sie war erhängt worden. Die lokale bekannte Frauenrechtsaktivistin stand schon länger auf der „Schwarzen Liste“ der pro-türkischen Milizen, die diese Region in Syrien militärisch kontrollieren und die auch in der Vergangenheit immer wieder kritische Oppositionelle verfolgt oder ermordet haben.  Heba Haj Aref war Mitglied der Syrischen Politischen Frauenbewegung, des Syrischen Frauennetzwerks, der Women's Support and Empowerment Unit und des Gemeinderats der Stadt Bza'ah. Besonders wegen ihrer ehemaligen Mitgliedschaft im Gemeinderat im Mai 2023 war die unerschrockene Aktivistin mehreren Verleumdungs- und Schmutzkampagnen verschiedener bewaffneter Milizen aus den Reihen der Syrian National Army (SNA) ausgesetzt, die weder von den örtlichen Behörden noch von den militärisch Verantwortlichen in der Region zurückgewiesen oder aufgeklärt wurden.

Heba war in ihren Dreißigern und stammte aus der Stadt Bza'a. Nach dem sie aufgrund der Drohungen den Gemeinderat verlassen musste, arbeitete sie als pädagogische Betreuerin in einer lokalen Bildungseinrichtung für Jugendliche.  Aber auch hier wurde sie aufgrund ihres Einsatzes für die Rechte der Frauen weiter von verschiedenen bewaffneten Milizen ernsthaft bedroht. Zuletzt hatte sie auch an unsere syrische Kollegin Joumana Seif gewandt, um ihre persönliche Gefährdung zu schildern, aber auch darauf hinzuweisen, in welcher Gefahr auch heute Demokratie-Aktivist*innen in Syrien sind.

Am 19. Januar reichten das ECCHR und Syrians for Truth and Justice eine Strafanzeige ein, die die deutsche Bundesanwaltschaft auffordert, die  Verbrechen der von der Türkei unterstützten bewaffneten Gruppen im Norden Syriens zu untersuchen.

Der Tod von Heba Haj Aref ist ein erneutes Beispiel für die anhaltenden Verbrechen und Verstöße dieser protürkischen Milizen. In Syrien sind besonders feministische Aktivistinnen weiterhin Gefahren für Leib und Leben ausgesetzt. Heba hinterlässt zwei kleine Söhne. Besonders ihnen und ihrer ganzen Familie gilt unser Mitgefühl.

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