Der zentralindische Bundesstaat Chhattisgarh wurde im Jahr 2000 aus Madhya Pradesh herausgelöst, um den staatlich genehmigten und von Unternehmen geführten Rohstoffabbau zu erleichtern. Fast ein Drittel der Bevölkerung dieses relativ kleinen Bundesstaates besteht aus Adivasi, die 10 % der gesamten indigenen Bevölkerung Indiens ausmachen. Obwohl Gesetze verabschiedet wurden, die die Rechte der Adivasi auf ihr Land und ihre Wälder anerkennen und Umweltschutzmaßnahmen einführten, werden diese kaum umgesetzt. Die indigene Bevölkerung in den betreffenden Gebieten ist der illegalen Aneignung ihrer Ländereien, weitverbreiteter Vertreibung und Umweltzerstörung ausgesetzt. Dieser Kontext der Entmachtung, der unerbittliche Landraub und die Enteignung hat, in Verbindung mit einer ausgeprägten Geschichte des Widerstands gegen die Unterdrückung, zu einer Rebellion der indigenen Gemeinschaften in den südlichen Gebieten von Chhattisgarh geführt. Die Reaktion des indischen Staates war vornehmlich militaristisch: der Ausnahmezustand wurde ausgerufen, Aufstandsbekämpfungstaktiken sowie Antiterrormaßnahmen kamen zum Einsatz.
Seit die regierende Bharatiya Janata Party (BJP) 2014 an die Macht kam, hat sich die staatlich unterstützte Landraub durch Unternehmen in Chhattisgarh beschleunigt. Die neue Regierung hat eine Reihe von Gesetzen und politischen Maßnahmen eingeführt, die bestehende verfassungsmäßige und gesetzliche Garantien bezüglich der Selbstverwaltung und den Eigentumsrechten der indigenen Gemeinschaften aufheben. Auch der Einsatz von Sicherheitskräften hat um ein Vielfaches zugenommen, was den Konflikt in den südlichen Gebieten von Chhattisgarh weiter verschärft. Es herrscht ein nie dagewesenes Ausmaß an außergerichtlichen Tötungen, willkürlichen Verhaftungen, sexualisierter Gewalt, illegaler Inhaftierung und Folter an den Adivasi in der Region. Mit der zunehmenden Militarisierung und der Verschmelzung von Wirtschaft und Staat haben Bemühungen den zivilen Raum zu verkleinern sowie Angriffe auf Menschenrechtsverteidiger*innen zugenommen. Insbesondere gegen diejenigen, die sich für die Dokumentation oder den Widerstand gegen neue Rohstoffprojekte, Vertreibung, sexualisierte Gewalt und Militarisierung einsetzen, wird Druck ausgeübt.
Unter dem Banner von Entwicklung und Fortschritt werden vom Staat unterstütze Unternehmensprojekte durchgesetzt und für die Beteiligten an Verbrechen herrscht Straffreiheit. Dieses Muster ist weit verbreitet und die Verletzungen der Rechte indigener Gemeinschaften sind nicht auf den Bundesstaat Chhattisgarh beschränkt, sondern erstrecken sich über ganz Indien und andere Teile der Welt.