Das ECCHR trauert um Lúcio Bellentani aus Brasilien, Folterüberlebender und ehemaliger Mitarbeiter von VW

20.06.2019

Mit großer Trauer haben wir vom Tod Lúcio Bellentanis – ehemaliger Mitarbeiter von Volkswagen do Brasil und Gewerkschafter – erfahren. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie sowie seinen Mitstreiter*innen in der Asocia ção Heinrich Plagge.

„Lúcio Bellentani hat wie kaum ein anderer dafür gekämpft, dass die Rolle von VW während der Diktatur in Brasilien aufgearbeitet wird und das Unternehmen zur Verantwortung gezogen wird“, sagte ECCHR-Generalsekretär Wolfgang Kaleck. „Die brasilianische Arbeiterbewegung und wir als solidarische Partner*innen haben einen unerschrockenen und unermüdlichen Kämpfer für Gerechtigkeit verloren.“

Bellentanis plötzlicher Tod ist für das ECCHR eine Mahnung, im Kampf um die juristische Aufarbeitung der Rolle deutscher Automobilfirmen während der Diktaturen in Lateinamerika nicht nachzulassen.  
Während der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985) arbeitete Bellentani bei Volkswagen do Brasil, einer Tochterfirma des Wolfsburger Autokonzerns, und war dort als Gewerkschafter aktiv. Im Juli 1972 verhafteten ihn Geheimpolizisten an seinem Arbeitsplatz – vor den Augen des VW-Werkschutzes. Nach seiner Verhaftung verbrachte Bellentani acht Monate in Folterhaft und etwa 16 weitere Monate im Gefängnis.

Im September 2015 erstattete Bellentani mit anderen Gewerkschafter*innen in São Paolo Anzeige gegen VW do Brasil. Die außergerichtlichen Verhandlungen mit VW – unter Einbeziehung betroffener Arbeiter – machen derzeit langsam Fortschritte.

Im November 2017 bevollmächtigte Bellentani ECCHR-Generalsekretär Kaleck, zu prüfen, welche rechtlichen Mittel gegen VW es in Deutschland für die brasilianischen Folterüberlebenden gibt.

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Wer wir sind

Dem Unrecht das Recht entgegensetzen – das ist das erklärte Ziel und die tägliche Arbeit des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR).

Das ECCHR ist eine gemeinnützige und unabhängige Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Berlin. Sie wurde 2007 von Wolfgang Kaleck und weiteren internationalen Jurist*innen gegründet, um die Rechte, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie anderen Menschenrechtsdeklarationen und nationalen Verfassungen garantiert werden, mit juristischen Mitteln durchzusetzen.

Gemeinsam mit Betroffenen und Partner*innen weltweit nutzen wir juristische Mittel, damit die Verantwortlichen für Folter, Kriegsverbrechen, sexualisierte Gewalt, wirtschaftliche Ausbeutung und abgeschottete Grenzen nicht ungestraft davonkommen.

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