Menschenrechte in Krisenzeiten

Widerstand und konkrete Utopien

Veranstaltungsreihe, Mai – November 2021

Menschenrechte sind eine konkrete Utopie – sie gilt es zu verteidigen. Nur wie, in Zeiten tiefgreifender globaler Umbrüche? Können wir die aktuellen Krisen als Chance nutzen? Und welche Bündnisse und neue Wege sind notwendig, um dekoloniale, feministische und ökologische Perspektiven einzubeziehen?

Lassen Sie uns den Kampf für und um die Menschenrechte neu denken! Unsere siebenteilige Veranstaltungsreihe, gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung, schafft die notwendige Plattform, auf der sich Partner*innen aus aller Welt austauschen können. Zusammen wollen wir die aktuellen – wirtschaftlichen, pandemischen, ökologischen – Krisen als Aufbruch für die Menschenrechte diskutieren. Die beispiellosen globalen Veränderungen der Gegenwart sind eine Chance für zukunftsfähige Strategien und um das Potenzial der Menschenrechte zurückzuerobern.

Unsere Veranstaltungen werden live hier gestreamt und bieten eine aktive Chat-Funktion, um miteinander in Dialog zu treten. Bitte melden Sie sich für die jeweilige Veranstaltung im Voraus an.

Inspiriert wurde die Veranstaltungsreihe von Menschen, die sich tagtäglich überall auf der Welt für Gerechtigkeit einsetzen. Die theoretische Grundlage bildet Wolfgang Kalecks jüngst erschienenes Buch Die konkrete Utopie der Menschenrechte: Ein Blick zurück in die Zukunft (S. Fischer).

Neue Erzählungen und das Ende von „business as usual“

Der aktuelle Diskurs um die Menschenrechte ist düster. Kritiker*innen argumentieren, dass die Verwerfungen und Konflikte der letzten 20 Jahre zeigen: Wir haben den Kampf verloren.

Aber gegen diese Meinung formiert sich zunehmend Widerstand. Dieser basiert auf gelebten Erfolgen im Kampf für mehr Gerechtigkeit. Er ist inspiriert von den unerschütterlichen sozialen Bewegungen im Globalen Süden, von Aktivist*innen aus aller Welt – nicht nur Jurist*innen. Er hat sich von der engen westlichen Auslegung der Menschenrechte abgewandt und denkt feministisch, ökologisch und dekolonial.
Angesichts der Klimakrise, einer Pandemie, ungleichen Wirtschaftsmodellen und Autoritarismus können Menschenrechtsverteidiger*innen nicht wie gewohnt weitermachen – sondern müssen diese Krisen nutzen, um neue Bündnisse und Strategien zu entwickeln.

Kolonialismus, Patriarchat, Kapitalismus: Wie die Geschichte die Gegenwart prägt

Um diese Entwicklung nachhaltig zu gestalten, müssen wir zuerst erkennen, welche historischen Gegebenheiten uns heute immer noch beeinflussen. Wie und warum formt der Kolonialismus immer noch unsere soziale, wirtschaftliche und politische Weltordnung? Warum passen das Patriarchat und der neoliberale Kapitalismus so gut zusammen? Wie konnten unsere Wirtschaftsmodelle zu solch weitreichender Umweltzerstörung führen? Ist die Klimakrise auch eine Folge von Rassismus und sozialer Ungleichheit? Was kann die Welt von der Covid-19-Pandemie lernen?

Wenn wir diese Fragen und ihre Antworten verstehen, so verstehen wir auch besser, was wir verändern müssen. Dafür sollten wir Stimmen aus aller Welt zu Wort kommen lassen. Zu oft ist die Sprache der Menschenrechte eine Sprache für eine Gruppe weniger Exklusiver. Doch das sollte sie nicht sein – wenn es um Menschenrechte geht, müssen die zahlreichen lokalen und regionalen Initiativen, insbesondere aus dem Globalen Süden, einbezogen werden.

Die Möglichkeit einer konkreten Utopie

Das nationale und internationale Menschenrecht ist ein wichtiges Werkzeug, um Dissonanzen in der aktuellen Weltordnung zu erzeugen. Aber es hat auch Potenzial für konstruktiven Wandel. Die vielfältigen Prinzipien des Rechts geben uns eine normative Basis, das zu erkämpfen, was uns zusteht. Wir – Aktivist*innen, Künstler*innen und Jurist*innen – können es nutzen, um eine konkrete Utopie der Menschenrechte für alle möglich zu machen.