Die ehemaligen französischen Guantánamo-Häftlinge Nizar Sassi und Mourad Benchellali haben am 12. Oktober 2016 Frankreichs Justiz aufgefordert, William "Jim" Haynes, einen hochrangigen Justizberater im US-Verteidigungsministerium während der Regierung von George W. Bush, zu vernehmen. Haynes war von 2001 bis 2008 enger Mitarbeiter des damaligen US-Verteidigungsministers Donald Rumsfeld. Das ECCHR und das Center for Constitutional Rights (CCR) aus New York unterstützen den Antrag von Sassi und Benchellali mit einem Rechtsgutachten zur Rolle Haynes im US-Folterprogramm. Die Familien von Sassi und Benchellali hatten mithilfe des ECCHR-Kooperationsanwalts William Bourdon im November 2002 Strafanzeige wegen Folter, Misshandlungen und willkürlicher Inhaftierung gestellt. Seitdem ermittelt die französische Justiz zum US-Folterprogramm.
Bereits am 1. März 2016 hätte der ehemalige Kommandeur des US-Gefangenenlagers Guantánamo, General a.D. Geoffrey Miller, in Frankreich aussagen sollen. Trotz richterlicher Vorladung erschien Miller aber nicht vor dem Untersuchungsgericht (Chambre de l’instruction de la Cour d’appel) in Paris. Er sollte in Frankreich zu seiner Rolle bei der Folter und schweren Misshandlung von Gefangenen aussagen. Mit der Vorladung Millers hatte die Untersuchungsrichterin einem Antrag von Sassi und Benchellali stattgegeben. Die Ermittlungen der französischen Justiz zum US-Foltergramm und die Entscheidung der Richterin, Miller vorzuladen sind aus Sicht des ECCHR dennoch wichtige Schritte für die Überlebenden der Folter im Namen des "Kriegs gegen den Terror".