Muhammad Jabbir verlor bei dem Fabrikbrand seinen Sohn Muhammad Jahanzab, 22 Jahr alt und seit 2008 als Maschinenbediener bei Ali Enterprises arbeitete. Der Verstorbene Muhammad Jahanzab verdiente bei Ali Enterprises 14.000-15.000 Rupien im Monat (etwa 120 Euro) und ernährte damit nicht nur sich und seinen Vater, sondern auch seinen Bruder, der nur 10.000 Rupien (etwa 85 Euro) verdiente. Am Tag des Fabrikbrands wartete der Vater auf den Lohn des Sohnes, um einige Grundnahrungsmittel für den Monat einkaufen zu können. Als der Vater von dem Brand erfuhr, eilte er zur Fabrik, doch die lag bereits in Schutt und Asche.
Der Tod des Sohnes hat Jabbir schwer getroffen – psychisch, gesundheitlich und finanziell. Die Beziehung zwischen ihm und seinen Söhnen war von jeher sehr eng. Da seine Frau vor 18 Jahren starb, sei er „Vater und Mutter zugleich“ gewesen, so Jabbir. Sein Gesundheitszustand hat sich seit dem Fabrikbrand massiv verschlechtert. Er leidet unter anderem an Bluthochdruck. Einer regelmäßigen Arbeit, die ihm die Existenz sichern könnte, kann er nicht nachgehen.
Jabbir ist Vorsitzender der Ali Enterprises Factory Fire Affectees Association (AEFFAA), der Organisation, in der sich Überlebende und Hinterbliebene des Fabrikbrands seit August 2014 organisiert haben.
„Nach dem Fabrikbrand haben zahlreiche NGOs angeboten, für unsere Rechte zu kämpfen. Letztendlich haben wir aber doch unsere eigene Organisation gegründet, die AEFFAA. Dank der Organisation haben fast 200 Familien der Opfer und die Überlebenden Kontakt miteinander. Wir trafen uns regelmäßig, um über den Stand der Verhandlungen zu diskutieren. Ich bin der Überzeugung, dass diese Vereinigung für uns sehr wichtig ist, wo doch so viele ihre Angehörigen sowie ihre finanzielle Sicherheit verloren haben“, sagte Jabbir in einem Gespräch mit ECCHR-Mitarbeiterinnen.
„Gemeinsam können wir besser für unsere Rechte kämpfen. Vorher hatte jede und jeder Einzelne versucht, mit den Behörden oder den Fabrikbesitzern zu verhandeln. Nun haben wir eine Plattform: Gemeinsam protestieren und demonstrieren wir. Gemeinsam haben wir uns an verschiedene Behörden gewandt und Entschädigungszahlungen verlangt.“
Entschädigungszahlungen sind aber nicht Hauptziel der Organisation, betont Jabbir. „Wir wollen erreichen, dass der Fabrikbrand nicht in Vergessenheit gerät. Vor allem aber wollen wir, dass es nie wieder einen Vorfall wie in Karatschi gibt. Wir sind auch nicht dagegen, dass deutsche Unternehmen hier produzieren. Im Gegenteil, wir wollen, dass mehr deutsche Unternehmen nach Pakistan kommen und bilaterale Verträge abschließen. Aber es muss Regelungen zu Sicherheitsvorkehrungen geben. Die Sicherheit der Arbeitnehmer muss gewährleistet sein.“