Mehr als 250 Menschen starben, mehr als 30 wurden verletzt, als die Textilfabrik Ali Enterprises in Karatschi (Pakistan) am 11. September 2012 abbrannte. Nur drei Wochen vor dem Brand hatte das Zertifizierungsunternehmen RINA Services S.p.A. aus Genua die Textilfabrik – die hauptsächlich für das deutsche Textilunternehmen KiK produzierte – mit dem internationalen Gütesiegel SA 8000 zertifiziert, welches u.a. hohe Sicherheitsstandards garantieren soll. Das ECCHR reichte deshalb zusammen mit einer internationalen Koalition im September 2018 eine OECD-Beschwerde gegen RINA in Italien ein.
Nach einem langwierigen Mediationsprozess vor der OECD-Kontaktstelle kamen die Betroffenen und RINA zu einem Kompromiss: Das Auditierungsunternehmen sollte 400.000 US-Dollar an die Überlebenden und Hinterbliebenen zahlen und sein globales Zertifizierungssystem menschenrechtlich überarbeiten. Die Beschwerdeführenden unterzeichneten das Abkommen bereits im März 2020. RINA verzögerte den erfolgreichen Abschluss jedoch und verweigerte schließlich im Herbst 2020 seine Unterschrift. Damit entzog sich das Unternehmen seiner Verantwortung und ließ die Mediation scheitern – ein besonders für die Betroffenen unbefriedigender Ausgang. Damit ging die letzte gerichtliche Auseinandersetzung in Europa um den Ali-Enterprises-Brand zu Ende.